Interview mit Victoria – MumDoc und Puppenherstellerin

Du verkaufst Puppen mit Downsyndrom. Erzähl mal wie du dazu gekommen bist.

Im März 2019 hab ich mit einer Nähfreundin, die ein Kind mit DS hat und darüber bloggt, ein Nähprojekt zum Welt-Down Syndrom-Tag gestartet, um Spenden für den Verein „Gemeinsam leben, gemeinsam lernen“ zu sammeln. In dem Zuge sagte sie, dass sie eine Puppe mit DS für ihre Tochter suche und wir haben dann die spanische Firma gefunden, die sie herstellt. In einem DS-Forum bei FB haben sich auf Nachfrage sehr viele gemeldet, die auch eine Puppe haben wollten und da hab ich ruckzuck Nägel mit Köpfen gemacht, weil ich dachte, wenn ich es nicht mache, macht es irgendwann jemand anders. Ich liebe es total, die Puppen zu verkaufen und bekomme so wertvolles Feedback. Sogar eine Uniklinik setzt sie in Logopädie-Abschlussprüfungen ein.

Wer sind deine Kunden und was kostet eine Puppe? Bist du eher ein Nischenprodukt oder siehst du einen größeren Markt?

Meine Kunden sind generell alle Menschen, die eine Puppe kaufen möchten. Bisher haben die Puppen nicht nur den Weg in viele Kinderzimmer gefunden, sondern auch in KiTas, verschiedenste Wartezimmer von Kinderärzten über Logopäden zu Ergotherapeuten. Eine Puppe kostet 54,95€ und mein Wunsch ist, durch sie mehr Diversität ins Spiel ALLER Kinder zu bringen. Bisher werden die Puppen super angenommen und finden ihren Weg nicht nur ins Spielzeugregal von Kindern mit DS, was auch meine Idealvorstellung ist.

Was machst du alles selbst an einer Puppe? Und wie lange dauert eine Herstellung?

Die Puppen werden von einer Firma hier in Spanien hergestellt, wo ich sie mit Hilfe einer Freundin verpacke. Da ich auch eigene Stoffe designe, tragen sie Kleidung aus in Deutschland hergestellten Biostoffen mit meinen eigenen Designs, allerdings werden diese professionell genäht, da ich wahrscheinlich Lichtjahre dafür brauchen würde.

Was hast du mit Tolimoli in den nächsten Jahren noch vor? Wie sollte sich das ganze in deinen Träumen weiter entwickeln?

Wenn ich ganz groß träumen darf, würde ich gerne immer mehr verschiedene Puppen und dann auch Bücher und Poster zum Thema Inklusion ins Sortiment aufnehmen. Aktuell arbeite ich an den schwarzen Puppen mit und ohne DS, allerdings bin ich noch nicht mit den Haaren zufrieden, daher dauert es noch etwas. Auch „Zubehör“ wie Cochleaimplantat, Rollstuhl, Tracheostoma etc. kann ich mir gut vorstellen. Es wurden schon einige Puppen ins europäische Ausland verkauft und ich möchte dahingehend auf jeden Fall noch bekannter werden, damit viele Kinder, Praxen und KiTas die Möglichkeit bekommen, mit Inklusion ganz früh und spielerisch zu beginnen.

Wie organisierst du den Alltag zwischen Puppen, Kindern und Ärztin sein? Was ist deine größte Herausforderung?

Aktuell arbeite ich nicht als Ärztin, was vor allem mit den katastrophalen Betreuungsmöglichkeiten bei uns zu tun hat. Ich bin seit 2 Jahren alleinerziehend und ohne Familie hier. Die Schulen in Spanien beginnen erst um 9 Uhr und Arztgehälter sind leider nicht hoch genug, um eine Person zu bezahlen, die meine Abwesenheitszeiten übernimmt. Außerdem gibt es quasi kein Teilzeitstellenprinzip. Organisatorisch komme ich tatsächlich ganz gut klar, wenn die Kinder von 9-14 Uhr in Schule und Vorschule sind und manchmal hänge ich abends noch Stunden dran. Jedes zweite Wochenende sind die Kinder nicht bei mir, da kann ich dann zum einen Arbeit nachholen und mich zum anderen auch mal entspannen, um dann wieder frisch in die neue Woche starten (ich will aber niemandem etwas vormachen, die meiste Zeit bin ich abends total im Eimer). Die größte Herausforderung ist tatsächlich die finanzielle, da ich ja nie vorher weiß, wie ein Monat läuft. Zum Glück hat Corona aber auch bei mir keine großen Einbußen gebracht. Und ich bin sehr froh, dass ich meine Kinder betreuen und zu fast 100% ortsunabhängig arbeiten kann, um im Sommer auch 4-5 Wochen (nach Deutschland) reisen zu können.

Katrin
Katrin MumDocs Gründerin
Victoria
VictoriaMumDoc & Puppenherstellerin