Jobsuche als Mutter – Nachteile trotz hoher Qualifikation

MumDoc Nicole berichtet heute aus der Schweiz in einem Gastblogger Beitrag… Der Post bekam im Forum unendlich viel Zuspruch und erschreckend viele „ging mir genau so“, „ich kann dich so gut verstehen“ und „war bei mir das Gleiche“ Kommentare… Das darf echt nicht wahr sein denkt man. Ist es aber. Leider.

Aktuell bin ich im Bewerbungsprozess für eine Assistenzarztstelle nach meinem zweiten Kind und das macht mich echt traurig grad.
Ich bin hochbegabt, hab mich während meines gesamten Studiums durch Erwerbsarbeit selbst finanziert. Obwohl ich im Wahlstudienjahr (PJ) jede Woche neben meiner Zeit im Spital noch 40 Stunden zusätzlich gearbeitet hab, hab ich an fünf meiner sechs Stationen eine Anstellung angeboten bekommen, u.a. auf der HNO an einem Unispital. Obwohl ich während der gesamten Lernphase für das Staatsexamen gearbeitet habe, habe ich schlussendlich einen Abschluss mit suma cum laude geschrieben, ich gehörte zu den 10% besten meines Jahrgangs in der ganzen Schweiz (nicht, dass das je von Bedeutung gewesen wäre)

Ich hab mich immer an drei Orten für meine Stellen beworben, zu 2/3 wurden mir die Stellen noch in den Gesprächen zugesagt, wenn nicht, hatte ich die Zusage meist innert eines Tages schriftlich. Auf allen Stellen, wo ich war, wurde meine Arbeit sehr geschätzt. Obwohl ich nie einen Hehl daraus machte, dass ich kein Interesse an der Chirurgie habe, wurde mir da eine Weiterbildungsstelle angeboten. Auf einer anderen Stelle sagte mir der Chef, ich werde eine grosse Karriere haben.
Aber dann… ja dann, kann man das Leben nicht planen und ich wurde schwanger.

Ich hatte damals die Anschlussstelle bereits, hab mich bei denen über ein Jahr vor Stellenantritt gemeldet und gesagt, dass ich schwanger bin und gerne nach dem Mutterschutz, also zwei Monate später als geplant zu den gleichen Konditionen beginnen würde. Die Reaktion: ne, dann müsse ich gar nicht kommen.

Und seitdem ist es überall das gleiche Bild. Ich hab mich weiterhin jeweils auf drei Stellen beworben. Im vorletzten Bewerbungszyklus durfte ich mich an allen drei Stellen vorstellen. Bei meiner bevorzugten Stelle wurde ein deutlich weniger qualifizierter Mann angestellt, der die Anstellung dann kurzfristig abgesagt hat. Statt sich bei mir zu melden, wurde eine ebenfalls deutlich weniger qualifizierte Frau angestellt. Ich habe wegen Diskriminierung geklagt – und recht bekommen. Die eine andere Stelle hat mit dem Wortlaut „also, dann stellen wir Sie halt an“ zugesagt. Der dritte Ort regulär. Der war wieder fachfremd, hab den trotzdem genommen und auch da wieder so gute Arbeit geleistet, dass ich in den drei Jahren da jedes Jahr eine individuelle Lohnerhöhung bekommen habe.

Nun bin ich mich wie gesagt nach meinem zweiten Kind wieder am bewerben, wieder für drei Stellen. Bewerbungen raus anfang November. Bei einer Stelle durfte ich mich vorstellen, eine Stelle „meldet sich, wenn sie Übersicht über ihre aktuelle Stellensituation“ hätten und eine Stelle hat nach mehrmaliger (!) Nachfrage meinerseits gestern geantwortet, ich sei nicht qualifiziert genug für die Stelle.

Eine Hausarztpraxis. Ich hab zwei Jahre Notfallmedizin an zwei grossen Häusern gemacht, ein Jahr Chirurgie, und drei Jahre in Teilzeit Notfallpsychiatrie und Psychosomatik. Bin ich wirklich unterqualifiziert für eine Hausarztpraxis? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Vor den Kindern wurden mir die Stellen fast nachgeworfen und nun muss ich praktisch betteln drum? Ich bin noch immer die gleiche Person, hab noch immer meine sehr guten Zeugnisse und meine Leistungsbereitschaft und nun werde ich nicht mal mehr zu den Gesprächen eingeladen?

Das macht mich grad sooo traurig und wütend.

Dir geht es genau so? Du willst Nicole Mut zusprechen? Dich austauschen? Schreib gerne an katrin@mumdocs.de oder komm in unser Netzwerk auf Siilo!