Anonymer Bericht einer Hausärztin

Ich freue mich sehr, dass ich hier Platz für Gedanken von MumDoc Gastbloggerinnen bieten kann. Heute dürft ihr den Text einer Hausärztin aus Bayern lesen. Vielen Dank für den Beitrag. Teilt den Link gerne – nur gemeinsam können wir mehr Aufmerksamkeit auf wichtige Themen lenken!

Wenn die Hausärztin lieber golft, statt zu impfen…

„Ja, und mein Bruder darf jetzt echt nicht mehr hoch zu meinen Eltern?“, fragt die negativ getestete Tochter beim Hausbesuch des über 80 jährigen Ehepaars (ungeimpft), die ab jetzt sorgenvoll auf das Ergebnis ihrer PCR warten, die ich gerade abgestrichen habe. Der Sohn, leidenschaftlicher Impfverweigerer und im Haus wohnend, war vor zwei Tagen mit trockenem Fieberhusten positiv getestet worden. Den alten Herrschaften geht es irgendwie nicht so gut, aber auch noch nicht so richtig schlecht. Ist ja auch erst Tag 4 nach Kontakt zum Sohn.
Ich in Vollmontour für den Abstrich, 2 FFP2 übereinander, weil grad erst geboostert, schwitzend und schnaufend, kann trotz riesiger Taucherbrillenschutzbrille mein Entsetzen ob der oben gestellten Frage nicht verbergen.
Wider meinem eher ruhigen Gemüt raunze ich zurück, dass, wenn sie gerne den letzten Funken Hoffnung, dass die beiden sich nicht angesteckt haben, auspusten wollen, dann bitte. Ich bin ratlos. Während dessen berichtet die Oma von Ihrem Juckreiz seit ein paar Monaten, ob ich da nochmal schauen könnte, die Maske hängt unter ihrer Nase. Mir ist zum Schreien zumute.

Es ist grotesk, ich weiß, wenn sie positiv sind, war das höchstwahrscheinlich hier mein letzter Hausbesuch, ich frage mich, was noch passieren muss. Die Kliniken im Umkreis melden „keine freien Beatmungsplätze.“
Dabei hatten die zwei doch gestern entschieden, sich impfen zu lassen. Zu spät. Viel zu spät. Ich bin traurig, wütend und müde, darüber aufzuklären.

Die Impfgegener in der Praxis, darunter 2 MFA erzählen ihre Verschwörungstheorien, eine Patientin berichtet mir von gleich zwei Freunden, die unmittelbar nach der Impfung tot umgefallen sind. Die nächste will ein Befreiungsattest für Bus und Bahn, darin soll stehen, dass sie sich wegen diverser Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Darmerkrankung nicht impfen lassen darf.

Unterdessen klingelt das Telefon, eine Frau brüllt rein, dass sie mich verklagt, wenn ich ihr nicht sofort kostenlos eine PCR mache, sie habe zwar kaum Symptome, wolle aber nächste Woche Geburtstag feiern. Danach noch schnell 20 km Hausbesuche, bevor die Krippe meiner 2 Jährigen schließt. Es ist Freitag.

Dann lese ich in den Nachrichten, dass ich mehr impfen, statt golfen soll. Dann lese ich vom Chef der Niedergelassenen, dass alles halb so wild ist, dass Panikmache niemandem etwas bringt. Dann spüre ich, dass die Aggressionen auf allen Seiten zunehmen, auch meine.
Und dann frage ich mich: wo verdammt nochmal wollen wir hin und bis wann?!
Ist das der Krieg der Neuzeit, den es braucht, um die Gesellschaft neu zu sortiern?
Der nächste Lockdown steht ins Haus, medizinisch absolut nachvollziehbar und zwingend notwendig, aber auch die nächste damit einhergehende Arbeitslosigkeit für meinen Mann.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es, dass wir wieder lernen, auch das Leben der anderen zu respektieren, unseren Egoismus ablegen und alle zusammen raussegeln aus dem Sturm, auch wenn die Politik uns andauernd den Kompass wegnimmt.
Vaccinated and safed for our future.

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