Interview mit Irène – MumDoc und Winzerin

Du bist Ärztin und Mama und  Winzerin und hast mit deinem  Mann ein Weingut. Wie kamt ihr dazu?

Ich bin 45 Jahre alt, Schweizerin,  habe in Zürich Medizin studiert und  meine fachärztliche Ausbildung zur  Inneren Medizin begonnen.

Irène Marbé-Sans

Mein  Mann ist Deutscher, promovierter  Agrarbiologe und das Weingut  kommt von seiner mütterlichen Seite.  Wir haben uns beim Skifahren in  Österreich kennengelernt und viele  Jahre eine Fernbeziehung geführt.  Mangels Medizin Studienplätze in  Deutschland hat mein Mann  zwischenzeitlich in Frankreich,  Australien und der Schweiz  

gearbeitet und das Weingut lief als  kleiner, aber feiner  

Nebenerwerbsbetrieb und ich habe  weiter in der Schweiz studiert bzw.  gearbeitet. Nach der Geburt unserer  großen Tochter sind wir dann 2007  komplett nach Nackenheim  

umgesiedelt um ein Haus zu bauen  und das Weingut zu übernehmen.

Würdest du dich als Weinkennerin  oder Weinliebhaberin beschreiben? Oder sogar beides?

Ich bin seit jeher ein Genussmensch und habe früh gelernt zu kochen. Durch meinen Mann habe ich bereits mit 18 Jahren angefangen Wein zu probieren. Durch diverse Reisen in die verschiedenen Länder und Regionen, die auch immer etwas mit Wein zu tun hatten und dem regelmäßigen über die Schulter schauen, habe ich einiges über Wein gelernt. So würde ich mich absolut als Weinliebhaberin bezeichnen, ich kenne mich inzwischen auch ganz gut aus, eine richtige Expertin bin ich allerdings nicht, bei mir steht eindeutig der Genuss und der Spaß im Vordergrund.

Wie verteilt sich deine Arbeit im  Alltag auf Kinder, Job und Weingut? Wie schaffst du es alles unter  einen Hut zu bringen?

Im Alltag bin ich vor allem Ärztin und Mama. Ich arbeite für 25h pro Woche in einer lebhaften Internistischen Hausarztpraxis im Nachbarort, verteilt auf 3-4 Tage. Den Haushalt schmeisse hauptsächlich ich, mit etwas Unterstützung durch aussen. Unsere 2 Töchter sind aktuell 10 und 13 Jahre alt und zum Glück beide recht selbstständig. Ich hatte jeweils 12 bzw. 15 Monate Elternzeit genommen, danach wieder angefangen zu arbeiten, meist 20h/Woche. Das Weingut ist v.a. Sache meines Mannes, ich
übernehme gerne Kundentermine wie Weinproben, bin im Verkauf an
Weinfesten aktiv und betreue Socialmedia, wenn man Insta und Facebook hochtrabend so nennen darf… Es gibt also Wochen, wo ich gar nichts gross dafür mache, wenn aber ein Weinfest (normalerweise 3x/Jahr) ansteht, dann arbeite ich schon mal 6-8h an 3 Tagen am WE. Grundsätzlich muss mir das Ganze Spaß machen, Organisation ist alles und auch mal nein sagen zu können bzw. bestimmte Arbeiten auch zu delegieren. Ausserdem komme ich mit relativ wenig Schlaf aus und mein freier Dienstag ist mir heilig! Und regelmäßige Urlaube, weit weg von zu Hause sind uns Beiden zum Abschalten total wichtig. Dies ist zum Glück durch meine Schwiegereltern, die direkt vor Ort sind, ein paar Mal pro Jahr möglich.

Irène Marbé-Sans und Ehemann

Was ist dein Lieblingswein? Gibt es bei euch privat immer eigene Weine oder Wein aus aller Welt?

Mein Lieblingswein ist der Sauvignon Blanc, sehr aromatisch und frisch mit Noten von Pink Grapefruit,
Passionsfrucht und Minze, aber auch unser Cabernet Rosé bzw. der neue Muscat Blanc stehen momentan hoch im Kurs. Zuhause trinken wir meist unseren eigenen Wein und tolle Weinpräsente. Im Urlaub schlendern wir durch die Weinabteilung großer Supermärkte und nehmen die ein oder andere Flasche mit oder kaufen bei lokalen Winzern.

Jetzt im Sommer mögen viele Leute gern Weinschorle oder Rosé mit ordentlich Eiswürfeln – lecker oder zu wässrig?

Weinschorle mit einem spritzigen Riesling oder Rosé schmeckt schön erfrischend, Eiswürfel direkt im Wein mag ich nicht so, das verwässert zu stark. Ausser es sind wiederverwendbare Eiscubes natürlich.

Hat die Coronakrise euer Business beeinflusst?

Durch Corona fallen dieses Jahr drei große Weinfeste weg, das ist natürlich schon eine finanzielle Einbuße. Das Privatkunden Geschäft läuft dafür prima, Gastronomie ist ziemlich schleppend. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und unser schönes Aussengelände direkt oberhalb des Ortes Nackenheim genutzt und betreiben dort jeden Sonntag einen Open-Air Weinstand mit unseren Weinen und kleinen Snacks. Dieser läuft erstaunlich gut, viele Menschen genießen die tolle Atmosphäre und nutzen den Ort als Treffpunkt mit Freunden unter freiem Himmel und mit Abstand.

Wo siehst du dich beruflich und privat in 5 oder 10 Jahren? Mehr Ärztin oder mehr Weinberg?

Ich denke, dass die jetzige Aufteilung ganz gut funktioniert, so möchte ich sie auch in 5 bis 10 Jahren
beibehalten, tendenziell vielleicht eine Erhöhung auf 30h pro Woche Praxis, aber sicher nicht mehr. Keinesfalls in einer Klinik, ich habe 2 Jahre als Assistenzärztin in einer Klinik hier gearbeitet, damit ich meinen Facharzt abschließen konnte, das war super stressig.

Welchen Wein würdest du den  MumDocs nach einem stressigen Arbeitstag empfehlen?

Nach einem stressigen Arbeitstag wird bei uns trotz allem gekocht, meist Pasta oder was Asiatisches und dazu passt entweder ein unkomplizierter Riesling CS oder eben der Sauvignon Blanc. Zum einfach mal so Trinken liebe ich im Sommer den Rosé und
den Blanc de noirs. Last but not least haben wir auch zwei hochklassige Rotweine, die durchaus mit der Pfalz und Frankreich mithalten können!

Katrin
Katrin MumDocs Gründerin
Irène
Irène MumDoc & Winzerin